Die Europäische Union hat wesentliche Bestandteile des geplanten Lieferkettengesetzes zurückgezogen, was erneut die Interessen der Länder des Globalen Südens vernachlässigt. Ursprünglich sollten Unternehmen durch dieses Gesetz verpflichtet werden, nachhaltige Praktiken und den Schutz von Menschenrechten in ihren Lieferketten zu gewährleisten. Der neu veröffentlichte Entwurf jedoch zeigt eine deutliche Abschwächung dieser Ziele. Dies wirft ein schlechtes Licht auf die EU-Politik und stellt Fragen an die Verantwortung multinationaler Firmen.
In einem Versuch, bürokratische Hürden für Unternehmen zu reduzieren, hat die EU-Kommission wichtige Aspekte des ursprünglichen Vorschlags gestrichen. Besonders betroffen ist die zivile Haftung, die es Opfern von Menschenrechtsverletzungen ermöglicht hätte, europäische Unternehmen zu verklagen. Nun sollen Unternehmen nur noch ihre direkten Zulieferer alle fünf Jahre überprüfen. Diese Änderungen untergraben die Bemühungen, transnationale Unternehmen zur Verantwortung zu ziehen, insbesondere in Bezug auf die Auswirkungen ihrer Geschäftspraktiken auf Entwicklungsländer. Die Komplexität globaler Lieferketten macht es schwierig, faire Arbeitsbedingungen und Umweltstandards sicherzustellen.
Die neuen Regelungen stellen einen Rückschritt dar, da sie die Fähigkeit der Unternehmen einschränken, ihre globalen Aktivitäten transparent zu gestalten. Insbesondere leiden Arbeitnehmer im Globalen Süden unter unzureichendem Lohn und mangelndem Arbeitsschutz. Sie tragen den Großteil der negativen Folgen wirtschaftlicher Aktivitäten, während Europa von deren Gewinnen profitiert. Die Entscheidung der EU wird als Zeichen dafür gedeutet, dass wirtschaftliche Interessen weiterhin über ethischen Erwägungen stehen.
Die Reaktionen auf diesen Rückzieher sind vielfältig. In Deutschland wurde das Thema besonders kontrovers diskutiert. Kritiker sehen dies als einen klaren Bruch mit den Versprechen der EU-Kommission, die bisher betont hatte, die Integrität der vorgeschlagenen Maßnahmen zu bewahren. Die neue Richtung der EU-Richtlinien legt nahe, dass wirtschaftliche Überlegungen weiterhin Vorrang vor sozialen und ökologischen Verpflichtungen haben. Dies wirft erneut Fragen auf, wie globale Ungerechtigkeiten angegangen werden können und welche Rolle Europa dabei spielt.