Eine demokratische Gesellschaft steht vor der Herausforderung, ihre fundamentalen Prinzipien, allen voran die Meinungsfreiheit, auch angesichts extremer Ansichten zu wahren. Die j\u00fcngste gerichtliche Entscheidung bez\u00fcglich des rechtsextremen Magazins \"Compact\" hat diese Debatte neu entfacht. Sie zeigt auf, dass \u00fcbereilte Verbotsma\u00dfnahmen nicht nur kontraproduktiv sein k\u00f6nnen, sondern auch die Glaubw\u00fcrdigkeit demokratischer Institutionen untergraben. Anstatt politische Gegner durch Verbote zu st\u00e4rken, sollte der Fokus auf einer robusten politischen Auseinandersetzung und der St\u00e4rkung der demokratischen Mitte liegen.
In Leipzig erlebte die fr\u00fchere Bundesinnenministerin Nancy Faeser eine empfindliche Niederlage vor dem Bundesverwaltungsgericht. Ein Verbot des rechtsextremen Magazins \"Compact\", das von dem Publizisten J\u00fcrgen Els\u00e4sser gef\u00fchrt wird, wurde am Mittwoch endg\u00fcltig aufgehoben. Diese Entscheidung folgte fast ein Jahr nach Faesers umstrittenem Vorgehen, bei dem das Magazin im M\u00e4rz des Vorjahres verboten und Razzien in verschiedenen Bundesl\u00e4ndern durchgef\u00fchrt wurden. Die Richter befanden, dass \"Compact\" zwar teilweise verfassungsfeindliche Tendenzen aufweise, diese jedoch nicht das Gesamtprodukt pr\u00e4gen w\u00fcrden. Sie betonten, dass selbst \"polemisch zugespitzte Machtkritik, Verschw\u00f6rungstheorien und geschichtsrevisionistische Betrachtungen\" unter den Schutz der Meinungs- und Pressefreiheit fallen. Dieses Urteil wurde von Els\u00e4sser, der sich w\u00e4hrend der Verk\u00fcndung in Leipzig demonstrativ als \"Bundesregierung Besieger\" inszenierte, als pers\u00f6nlicher Sieg gefeiert.
Dieser Fall verdeutlicht die Komplexit\u00e4t des Umgangs mit extremistischen Publikationen in einer Demokratie. W\u00aumlhrend die Absicht, verfassungsfeindliche Inhalte zu bek\u00e4mpfen, nachvollziehbar ist, hat das Vorgehen Faesers \"Compact\" unfreiwillig zu gr\u00f6\u00dferer Bekanntheit verholfen und dessen Chefredakteur die M\u00f6glichkeit gegeben, sich als K\u00e4mpfer gegen das Establishment darzustellen. Das Urteil ist eine Mahnung, dass Verbote als letztes Mittel mit \u00e4u\u00dferster Vorsicht und fundierter juristischer Grundlage eingesetzt werden sollten, um die Grunds\u00e4tze der Meinungsfreiheit nicht zu gef\u00e4hrden.