In Deutschland leiden eine beträchtliche Anzahl von Kindern und Jugendlichen unter psychischen Störungen. Doch wie können Eltern das Wohlbefinden ihrer Sprösslinge gezielt unterstützen? Eine renommierte Psychologin zeigt auf, welche Rolle das elterliche Verhalten dabei spielt und warum viele Eltern unbewusst Fehler begehen, die langfristig nachteilige Auswirkungen auf die seelische Entwicklung ihrer Kinder haben können. Die Expertin betont dabei die Bedeutung eines verständnisvollen Umgangs mit den Emotionen der Kleinen.
Svenja Taubner, Direktorin des Instituts für Psychosoziale Prävention am Universitätsklinikum Heidelberg, erläutert, dass viele psychische Probleme im Erwachsenenalter auf falsche Auffassungen aus der Kindheit zurückzuführen sind. Diese entwickeln sich oft dadurch, dass Kinder lernen, negative Gefühle wie Wut oder Ärger nicht auszudrücken. Stattdessen unterdrücken sie diese Emotionen, was zu negativen Grundannahmen über sich selbst führen kann. „Die Kinder interpretieren solche Situationen als Zeichen dafür, dass sie schlecht oder ungenügend sind“, erklärt Taubner.
Die Psychologin betont weiterhin, dass es ein wesentlicher Bestandteil erfolgreicher Erziehung ist, den emotionalen Zustand des Kindes zu reflektieren und ihm dabei zu helfen, seine eigenen Empfindungen besser zu verstehen. Dies gelingt nur, wenn die Eltern selbst in der Lage sind, sich empathisch in ihre Kinder hineinzuversetzen. Allerdings beeinträchtigen verschiedene Faktoren, wie zum Beispiel hoher Stress oder gesellschaftliche Erwartungen, die Qualität dieser Interaktionen. „Wir neigen dazu, besonders unter Druck eher negative Interpretationen anzunehmen“, sagt Taubner.
Ein konkreter Tipp der Psychologin betrifft die Behandlung von Wutanfällen bei Kindern. Anstatt mit Strafen oder Liebesentzug zu reagieren, sollten Eltern versuchen, die dahinterliegenden Gründe für das Verhalten ihres Nachwuchses offen zu diskutieren. „Es ist wichtig, dem Kind klarzumachen, dass seine Emotionen akzeptiert werden“, betont die Expertin. Ein häufiger Fehler sei hierbei, das anerkennende Feedback mit einem 'aber' zu verschleiern, was die positive Wirkung wieder zunichtemacht.
Um langfristig die seelische Gesundheit der Kinder zu schützen, empfiehlt Taubner den Aufbau einer sicheren Bindung zwischen Eltern und Kindern. Dazu gehört auch, den Nachwuchs in seinen Gefühlen ernst zu nehmen und ihm zu vermitteln, dass es völlig normal ist, verschiedene Emotionen zu erleben. Nur so können Kinder lernen, ihre Gedanken und Empfindungen angemessen auszudrücken und nicht in gefährliche Abwehrmechanismen zu verfallen.